15. Oktober 2022

Wir schreiben nun bereits den 15. Oktober und ein nebelverhangener Morgen kündigt unmissverständlich an, dass das Jahr zu Ende geht und der Winter vor der Tür steht, ein Jahr zum Vergessen. Dies im dritten Jahr der Corona Pandemie, die die Verbindungen innerhalb der Vereine nahezu zum Erliegen gebracht hat. Auch wenn ich die Einträge in unserer Homepage einsehe, erkenne ich kein großes Interesse und mein Vorschlag an die Mitglieder, in der Rubrik „Chronik“ auch mal ein Lebenszeichen zu setzen ist bisher ungehört geblieben.

Und nun sitze ich hier vor meinem Schreibgerät, ein Jahr nach meinem letzten Bericht und versuche wieder Anschluss zu finden an Vergangenes, denn auch an mir ist diese Isolation nicht spurlos vorüber gegangen. Nun ist es aber wieder an der Zeit, mich mit ein paar Zeilen zurück zu melden. Damit will ich auch betonen, dass meine Aufsätze keineswegs chronologische Abfolgen der Ereignisse darstellen, sondern spontane Erzählungen aus der Vergangenheit unserer Vereine sowie unserer persönlichen Erlebnisse.

Und somit begebe ich mich wieder auf dem Pfad der Vergangenheit und wie es in den Jahren vor und zu Beginn der Vereine ausgesehen hat. Meine Spurensuche beginnt in den fünfziger Jahren, wo gerade mal ein Dutzend Sammler bekannt waren, die aber weitgehend unter sich blieben. Erst nach und nach mit Beginn der zunehmenden Kommunikationsmöglichkeit nahm das Interesse am Sammeln von Mineralien sprunghaft zu und nicht zuletzt war es der Franziskanerpater Viktor Welponer, seines Zeichens Naturkundelehrer im Franziskanergymnasium, der mit seinen Vorträgen eine Flut von Begeisterung auslöste. Es begann eine regelrechte Goldgräberstimmung, Mineraliensammeln war nun plötzlich “in“ Man zog allein oder in Gruppen in die Berge, auch mit Bussen war man unterwegs. Da waren natürlich Ärger und Probleme vorprogrammiert, es entstanden neue Freundschaften, und zerbrachen wieder, Rivalität und Verrat von Fundstellen waren die Ursachen. Unvermeidlich war aber auch, dass sich neue Funde und Fundstellen schnell herumsprachen. Auch Unfälle und sogar Todesfälle waren traurige Begleiterscheinungen, alles wurde anscheinend in Kauf genommen. Aber das alles wissen wir ja schon und eigentlich wollte ich ja nur aufzählen, wann wo und was gefunden wurde.

Bei der großen Mineralienausstellung im Franziskanergymnasium im Jahre 1964 gab es viel Neues zu bestaunen wie z.B. die goldglänzenden Pyrite von der Insel Elba. Wer es sich leisten konnte machte sich auf dem Weg dorthin, Andere zog es auf die Seiser Alm, schöne Analcime von der Frommerlahn waren der Grund des Interesses. Es verging nun kaum ein Tag, wo nicht ein anderes Gerücht von neuen Funden die Runde machte. Große Gipskristalle aus der Region Emilia waren erneut das Ziel, ein Händler brachte sogar eine ganze Fracht Wüstenrosen aus Marokko per Lastwagen nach Meran. Dass sich Einige einen Claim in Südafrika mieteten war wohl der Höhepunkt dieser Zeit.Es herrschte wie gesagt Goldgräberstimmung. Dass in Selvino bei Bergamo beim Straßenbau schöne kleine Quarze gefunden wurden blieb nicht lange verborgen, ebenso wie die schönen Pektolite bei Tierno nahe Rovereto, da wie dort gab es sehr bald Ärger mit der Straßenbaufirma, aus nachvollziehbaren Gründen. Derweil waren andere in Teis bei Klausen fleißig am Werk, wie überhaupt diese Fundstelle von schönen ebensolchen Teiserkugeln zum Mekka viele Sammler wurde. Dazwischen kam die Kunde von den Funden schöner Demantoide aus Val Malenco und trotz der eher umständlichen und weiten Anfahrt fanden Viele den Weg dorthin. Mein Fund von Dawsonit von Montigl bei Terlan blieb lange Zeit unbeachtet, erst Jahre später setzte auch dort reges Treiben ein und führte dann zum Verbot wegen des darunter vorbeiführenden Wanderweges. Die alten Bergwerke aus dem 16.Jh waren schon von Anfang an Ziel einiger Fachkundigen, die alten Stollen und Halden am Pfundererberg bei Klausen, jene von Terlan oder Eyrs im Vinschgau hatten es in sich. Dass es zur selben Zeit viele ins Ahrntal, Pfunders oder Pfitsch zog, wo jeden Tag neue Funde gemeldet wurden darf natürlich nicht unerwähnt bleiben. Woher einige Schlaue Kunde von den alten, noch in Betrieb stehenden Bergwerken im Trentino/Valsugana erhielten war lange Zeit verborgen geblieben, die schönen blauen Flussspäte von Cinquevalli hatten es uns angetan. Erst ein Zufall brachte uns auf die Spur, der Fund von Phyromorphit wurde zu meinem schönsten Sammelerlebnis. Man blieb lange Zeit in der Gegend um Pergine, die alten Baue aus dem Mittelalter waren nun ins Interesse gerückt. Nach den großen Quarzfunden bei Thingerla war Vignola an der Reihe, wo es wegen des noch laufenden Betriebes allerhand Ärger gab. Das gleiche galt für dem Berbau zu Rabenstein im Sarntal, wo die herrlichen Fluorite Grund der Begierde waren. Dass es von Anfang an Kundige ins Fassa- und Fleimstal zog war ebenfalls allen Sammlern bekannt, es verging wie gesagt kaum ein Tag, wo nicht ein Fundort bekannt wurde. Daher war es auch nicht verwunderlich, dass manche Stellen überlaufen waren und wer nicht früh genug auf den Beinen war fand seine Stelle bereits besetzt. Es war eine hektische Zeit und nicht jeder konnte da mithalten.

Dass dies nur ein Ausschnitt von damals sein kann versteht sich von selbst, nicht alles ist mir spontan eingefallen. Dass ich von keinem der Pioniere von damals die Namen nenne hat seinen Grund, es sollte Keiner vergessen werden und es war auch nicht immer sicher, wer vor wem was gefunden hat.

Noch einen kleinen Nachschlag zum Schmunzeln:

Die Trentiner Sammlerfreunde waren wieder einmal auf Sammeltour wie so oft mit dem Bus Es ging nach Selvino, ein kleines Dorf oberhalb Bergamo. Der Fahrer hat wohl die falsche Zufahrt erwischt, die eng und steil war. Und so kam es wie es kommen musste, der Bus verkeilte sich in einer Kehre zwischen den Häusern. Um wieder freizukommen musste erst eine Gartenmauer abgetragen werden. Der Rest entzieht sich meiner Kenntnis, außer „wer den Schaden hat, braucht „

Das waren die „guten alten Zeiten“ der 60iger Jahre, vielleicht hat jemand Lust die folgenden Jahre zu kommentieren.

Einstweilen „Glück Auf“,

Georg Unterrainer