10. Dezember 2023
Weihnachten steht vor der Tür und damit kündigt sich auch das Ende des Jahres an. Auch wenn jeder Tag zählt so will ich bereits jetzt kurz zurückblicken auf das vergangene Jahr, das für jeden von uns verschieden verlaufen sein mag. Das Leben stellt an uns viele Aufgaben und nicht jeder hat das Glück erfolgreich zu sein. Dazu gehört auch Gesundheit und Wohlergehen, Dinge, die in der Jugend oftmals leichtsinnig aufs Spiel gesetzt werden und Mancher sogar vorzeitig die irdische Bühne verlassen muss. Zu dieser Einsicht kommt man erst wenn man ins vorgerückte Lebensalter kommt, wo mein Leitspruch zum Tragen kommt, “Die Erinnerungen im Alter sind so wichtig wie die Träume in der Jugend“. Nicht für Jeden mag die Zeit des Mineraliensammelns glückliche Erinnerungen wachrufen, es gab auch Rückschläge und Enttäuschungen, Unstimmigkeiten und leider auch viele tragische Unfälle. Aber auch das gehört zum Leben und die Vergangenheit lässt sich nicht auslöschen. Und so wie es auch zum Jahresende ruhiger wird so wird es auch von Jahr zu Jahr ruhiger je älter man wird und sich der Kreis der Kameraden und Freunde lichtet.
Es ist schon viele Jahre her dass Paul (E) und ich beschlossen haben alte Sammler zu besuchen nach dem (wahren) Spruch „ man soll die Freunde zu Lebzeichen besuchen, Blumen aufs Grab kommen zu spät). Auch dieser Brauch ist abgekommen, jeder ist sich scheinbar selbst der Nächste. Corona hat viel verändert, aber nicht alles. Vieles ist darauf zurückzuführen dass der Nachwuchs fehlt und der Schwung in den Vereinen abhandengekommen ist, nicht überall und es könnte nur besser werden. Und wenn auch bei der Mineralienbörse in Nals wie auch bei der Info in St.Johann sich wie in alten Zeiten Sammler aus allen Landestreffen einfinden um fachzusimpeln und sich auszutauschen, so täuscht das nicht darüber hinweg dass nicht nur die Fundmöglichkeiten im Land weniger werden sondern auch der Enthusiasmus und der Schwung der 60er und 70ziger Jahre Geschichte ist.
Auch wenn bisher niemand meiner Aufforderung zum Schreiben (oder Lesen) nachgekommen ist so schreibe ich in gewohnter Weise weiter, gegen das Vergessen und gegen die Stille im Alter.
Allen ein friedfertiges Weihnachtsfest und ein gesundes neues Jahr 2024
Und als Nachschlag eine Weihnachtsgeschichte:
Es war Weihnachten Ende der 60erjahre, genauer Silvesterabend. Meine Frau war seit längerer Zeit schwer erkrankt und so kam unser Hausarzt wie fast jeden Abend, oft sogar zu später Stunde, nach dem letzten Hausbesuch noch vorbei um nach seiner Patientin zu sehen. Bei dieser Gelegenheit gönnten wir uns stets einen Cognak und diskutierten natürlich über Mineralien usw. Ein unerwarteter Notfall sollte ihn nach Sirmian rufen und da es schon spät war bat er mich Ihn zu begleiten. Und so geschah es und auf dem Heimweg zu später Stunde kehrten wir noch in der Burg Payersberg ein, wo noch Licht brannte. Mit Hans (P) dem Senior unterhielten wir uns dann noch eine gute Stunde und er erzählte uns von den alten Stollen und von dem Bergwerk am Nalser Bach, wo es in alten Zeiten ein schweres Bergunglück gegeben haben soll und viele Bergleute darin noch heute verschüttet sein sollen. Noch in den ersten Jahren um 1900 soll in Prissian jedes Jahr eine hl.Messe für die Bergleute am Nalser Bach gelesen worden sein.
Spät machten wir uns auf den Heimweg und obwohl es schon auf Mitternacht zuging, beschlossen wir noch den Stollen aufzusuchen. Der Stollen liegt direkt an der Straße am Nalser Bach und war von jeher verstürzt, seit einiger Zeit aber dank eines eifrigen Sammlers zugänglich. Mit großer Mühe zwängten wir uns durch das enge Loch und standen nach wenigen Metern in einem offenen, wenn auch zum Teil eingestürzten größeren Raum. Im Schein der einzigen Taschenlampe konnten wir nur morsche Stempel erkennen und in Erinnerung an die verschütteten Bergleute zogen wir es vor, ehestens an die frische Luft zu kommen.
Inzwischen war es Mitternacht geworden und der Mond und die Stille der Nacht begleiteten uns auf dem Heimweg und ins neue Jahr.
„Glück Auf“ Georg Unterrainer
10. September 2023
Herbst
Nun, nachdem die große Sommerhitze überstanden ist und die Nächte angenehm kühler werden, wird es langsam herbstlich. In den höheren Lagen hat sich bereits der erste Schnee eingestellt, der allerdings schon wieder weggeschmolzen ist. Ein Zeichen der Vergänglichkeit, wie vieles im Leben. Mit zunehmendem Alter nimmt man diese Veränderungen bewusster wahr als in der Jugend, wo der Gedanke an die Endlichkeit des Lebens noch keine Bedeutung hat. Aber die Realität sieht anders aus und so kommt es, dass der Eine früher und der Andere später das Ende der Reise erreicht. Und für gar einige Kameraden waren in den letzten zwei Jahren die Reise zu Ende.
Ich möchte daher nur einige davon in Erinnerung bringen, die maßgeblich an unserer Mineraliengemeinschaft Anteil hatten: Kofler Karl, Konrad Verant, Hubert Giuntini, Florian Mair, Peter Mair, Kiem Hias, Siegfried Pasini, Gufler Franz, und als letzter Ernst Hofer.
Ernst lebte in den letzten Jahren sehr zurückgezogen, nachdem er vor mehr als 10 Jahren einen schweren Schlaganfall erlitten hat. Er war ein begeisterter Fotograf und seine Blumenbilder schmückten die Wände seiner Wohnstube. Als Tierpräparator hielt er viele Exemplare in seinem Keller, dazu eine große Zahl an Schmetterlingen, den restlichen Raum im Untergeschoß seines Hauses füllten große Mineralienschränke. Teile seiner Sammlung hat er schon zu Lebzeiten an das Naturmuseum Bozen abgegeben. Ich hatte das Glück ihn wenige Wochen vor seinem Ableben noch einmal besuchen zu können. Ihm und allen Anderen wollen wir in einer Schweigeminute gedenken und uns an die Endlichkeit erinnern, da irgendwann für Jeden der Herbst anbricht.
„Glück Auf“
Georg Unterrainer