12. Jänner 2025
„Ein neues Jahr“
„Ein neues Jahr ist wie ein fremdes Land, durch das wir eine lange Reise machen.“ Diesen Spruch habe ich seit meiner Volksschulzeit in Erinnerung. Aus den alten Sprüchen lernen wir wieviel Wahrheit in ihnen steckt, wissen wir doch was gestern geschah, nicht aber was uns morgen erwartet. Lehrt uns doch die Geschichte dass trotz aller Prognosen und Weissagungen vieles anders kommt als man erwartet hat.
Auf diesem Weg ins neue Jahr hat jeder seine individuellen Erwartungen. Es ist ein Privileg der Jugend in die Zukunft zu planen. Es ist der leidige Generationswechsel und wer sich im Alter nicht mit der Gegenwart zufrieden gibt wird irgendwann an seine Grenzen stoßen Selbst habe ich mich mit dem „Jetzt“ arrangiert, nicht ganz freiwillig, denn ich vermisse meine alten Kumpane, von denen bereits die Meisten aus dem Irdischen abgewandert sind.
Was sich im vergangenen Jahr zugetragen hat kann ich kann ich in wenigen Zeilen wiedergeben. Unsere Mineralienbörse im März war nicht das Gelbe vom Ei, da die Meisten unserer klassischen Händler verstorben sind. Auch die Sammler sind ihrer Aufgabe müde, ist doch die Nachfrage an Mineralien stark rückläufig. Einzig der gesellschaftliche Aspekt ist zu begrüßen. Was sich weiter im Lauf des Jahres ereignet hat entzieht sich meiner Kenntnis, hat man mich doch aufs Altenteil geschickt. Somit habe ich mich allein auf die Reise begeben und so wird es auch heuer sein. Meine Mineraliensammlung und meine Erinnerungen begleiten mich dabei und gelegentlich beschleicht mich auch etwas Wehmut und Sorge. Was daraus entstanden ist, ist dem folgenden Gedicht zu entnehmen.
Gedanken und Sorgen eines alternden Sammlers:
Des Steinesammlers Halbwertszeiten,
sind wahrlich keine Ewigkeiten
so kommt es dann nach Adam Riese
zu der bekannten Endzeitkrise
wo Sammler auch mal daran denkt
Wem er die besten Stücke schenkt.
Nun ein Vermächtnis wär’ im Grunde
das Erstgebot der letzten Stunde
doch wie und was soll Wer erhalten
soll all die Schätze nun verwalten
Wem soll ich mein Vertrauen schenken
und Wer wird später an mich denken.
Nun sucht man erst im engsten Kreise
doch das erweist sich nicht als weise
so Manchem ist da gar nichts heilig
und hat es dann auch noch recht eilig
die anvertrauten guten Sachen
zu schnödem Mammon dann zu machen.
Doch ein Verkauf kommt nicht in Frage,
denn schließlich hat man all die Tage
die Sachen, ob nun selbst gefunden,
durch Kauf und Tausch an sich gebunden.
Und seien wir doch einmal ehrlich,
ist Geld den Meisten doch entbehrlich.
Da fällt dann die Entscheidung schwer
Ein’ Lösung andrer Art muss her
ein guter Freund, das könnt’ es sein
doch der denkt selbst schon insgeheim
Wem er als Nächsten soll beglücken
mit seinen allerbesten Stücken.
Als Patriot denkt man dann schließlich
im Herzen allerdings verdrießlich
dem Land die Sachen zu vererben
wenn man dereinst gedenkt zu sterben
und hofft, wer weiß, es könnt ja sein
geht man in die Geschichte ein
Recht traurig macht mich der Gedanke,
an dem ich schon seit langem kranke
dass, was ich der Natur entrissen
im andren Leben werd’ vermissen
und dass mit meinen guten Sachen
sich andre eine Freude machen
Doch dann regt sich mein Hausverstand
ich nehme nun mein Herz zur Hand
freu’ mich der vielen schönen Stunden
die ich beim Sammeln hab empfunden
bin dankbar auch für all die Funde
und genieße nun die Gunst der Stunde
Der langen Rede kurzer Sinn
da ich ein echter Sammler bin
ergötz’ mich selbst an meinen Steinen
überlass’ es später dann den Meinen
und hoff, es wird im nächsten Leben
ein Wiedersehn mit Allen geben
Jänner 2025
„Glück Auf“
Georg Unterrainer